Forschungsaktion Grünspecht-Nistkasten

- wir machen mit!

Spechthöhle
Spechthöhle

 

Auch Grünspechte leiden immer mehr an Höhlenmangel. Dies liegt in erster Linie daran, dass es in seinen Lebensräumen immer weniger geeignete Höhlenbäume (wie z.B. alte Hochstammobstbäume oder Bäume mit ausreichendem Alter und einem entsprechend großen Stammumfang) gibt. Hinzu kommt, dass Grünspechte nur selten in neu angelegten Bruthöhlen brüten, also ein „gewisser Vorrat an Höhlen“ vorhanden sein sollte.

 

Es liegt nahe, dass Nistkästen möglicherweise natürliche Bruthöhlen ergänzen und wir damit auch die Grünspechtbestände in potentiellen Lebensräumen fördern. Bisher gibt es allerdings nur wenige Erkenntnisse darüber, welche Art von Nistkästen überhaupt vom Grünspecht angenommen werden. Deshalb wollen der NABU und die Firma Vivara das Jahr 2014 nutzen, um in einer Forschungsaktion Erkenntnisse sammeln, welche Arten von Nistkästen geeignet sein könnten. Hierzu wurden die NABU-Gruppen aufgerufen, sich an einer kleinen Forschungsaktion zu beteiligen – und NABU Eisenberg/Leiningerland macht mit!

Wie funktioniert die Aktion nun genau?

Unserer NABU-Gruppe wurde ein Set aus drei unterschiedlichen Nistkastenmodellen kostenlos zur Verfügung gestellt, die in potentiell für den Grünspecht geeigneten Lebensräumen aufgehängt und mehrfach über die Brutsaison hinweg kontrolliert werden sollen. Dies alles wird von uns in Meldebögen dokumentiert, die anschließend dann bis Ende August an den Bundesverband des NABU weitergeleitet werden. Dort wird dann die bundesweite Auswertung durchgeführt. Wir sind sehr gespannt, was dabei herauskommen wird.

Hier seht Ihr die drei Nistkastenmodelle:

Die folgenden drei Standorte wurden ausgewählt, weil zumindest in der weiteren Umgebung in den letzten Jahren immer wieder Grünspechte gehört oder gesehen wurden.

 

Der größte Nistkasten (Modell 90499) wurde mit einem Einflugloch von 80mm Durchmesser ursprünglich eigentlich für die Dohle (Vogel des Jahres 2012) entwickelt. Es wird angenommen, dass auch größere Spechtarten - also auch der Grünspecht – Interesse an dieser Behausung haben könnten. Bernd Remelius und Anita Bastian haben den Kasten bereits in Hettenleidelheim am Waldrand direkt an einer neu angelegten Streuobstwiese in etwa 6m Höhe an einem schon älteren Ahorn befestigt.

Dies war schon von der Größe und Schwere des Kastens her, auf wackeliger Leiter stehend und bis in sechs Meter Höhe ein nicht einfaches und vor allem schweißtreibendes Unterfangen. Bernd Remelius musste mehr als einmal rauf und runter, bis endlich eine gute Lösung gefunden war und der Kasten endlich so im Baum hing, wie wir es vorgesehen hatten. Wir sind schon jetzt gespannt, ob und von wem der Nistkasten bezogen werden wird.

Das Modell 90774 („Birke Göteborg“; Einflugloch 45mm im Durchmesser) ging das glücklicherweise etwas einfacher. Bernd Remelius musste wieder in die luftige Höhe von 6 Metern hinauf - und es wackelte erneut nicht wenig. Aber mit tatkräftiger Hilfe seines Nachbarn konnte der wesentlich leichtere Kasten in dessen naturnah bewirtschaftetem großem Garten am Dorfrand von Hettenleidelheim dann doch gut angebracht werden. Bernd Remelius kann den aus einem Birkenstamm gefertigten, eigentlich für Stare gedachten, Nistkasten nun direkt von seinem Wohnzimmerfenster mit dem Fernglas beobachten. Dies ist sicher eine gute Möglichkeit mitzubekommen, wenn neue Bewohner einziehen.

Beim letzten Nistkasten „Birke Malmö“ (Modell 90775) könnte es sich um das vielversprechendste Modell handeln. Hier hat man sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Für das Einflugloch wurde nur eine „Initialbohrung“ vorgenommen. Die kleine Öffnung kann deshalb vom Grünspecht „nach eigenen Vorstellungen“ erweitert werden, damit die Öffnung für genau diesen Grünspecht passt.

Mal sehen, ob das, was wir Menschen uns so aus menschlicher Perspektive für den möglichen Bewohner ausgedacht haben, auch den Vorstellungen von Herrn und Frau Grünspecht entsprechen wird. Wir haben den Kasten an einer größeren Birke – auch in etwa 6 Metern Höhe - in einem vor Besuchern etwas geschützten Bereich in der „Erdekaut“ angebracht. Wir werden natürlich genau beobachten, was sich an dieser besonderen Wohnung so tun wird.

 

Es wäre natürlich toll, wenn wir dazu beitragen könnten, dass einer für den Grünspecht geeigneter Nistkasten entwickelt werden könnte. Auch wenn keine Grünspechtbrut in den vorgestellten Nistkästen zu beobachten sein sollte, können sich sicher auch andere mögliche Bewohner über das neue Angebot freuen und es nutzen. Unser „Mitmachen“ wird dadurch belohnt, dass wir die Kästen nach der Aktion behalten dürfen. Sie bleiben also hängen und stehen auch in den nächsten Jahren zur Verfügung. Dadurch haben wir als NABU Eisenberg/Leiningerland wieder einen - wenn auch kleinen - Beitrag zum Artenschutz in unserer Region leisten können. Mitmachen lohnt sich immer !!!


Jahr 2019: Ergebnisse der Nistkasten-Forschungsaktion

04.05.2019

In den vergangenen 5 Jahren, seit Aktionsbeginn hat noch kein Grünspecht eine der angebotenen Nistkasten-Varianten angenommen, allerdings mehrfach Buntspechte (insbesondere im Modell Birke Göteborg, also dem ausgehöhlten Birkenstamm mit komplett vorhandenem Einflugloch). Sowohl Schwegler als auch Vivara haben nach unserer Kenntnis inzwischen ihre Versuche aufgegeben, Nistkästen zu entwickeln, die tatsächlich von Grünspechten angenommen werden. Stand heute gibt es also keinen für Grünspechte zu empfehlenden Nistkasten, und die Chancen darauf, dass es bald einen geben könnte, sind sehr gering.