Was blüht und schwimmt da?

"Geo Tag der Artenvielfalt" am 15. Juni

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Artenliste renaturierter Eisbach
Artenliste Artenvielfalt 2014-06-15-Obri
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Unter dem Motto „Was blüht und schwimmt da?“ beteiligte sich der Naturschutzbund (NABU) Eisenberg/Leiningerland am 15. Juni 2014 am GEO-Tag der Artenvielfalt. Zum 16. Mal rief die Zeitschrift GEO wieder große und kleine Naturfreunde dazu auf, innerhalb eines festgelegten Gebiets die dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu bestimmen. Der NABU Eisenberg/Leiningerland wählte dafür ein ganz besonderes Biotop aus: Den kürzlich renaturierten Eisbach am östlichen Ortsrand der Gemeinde Obrigheim in der Pfalz.

Vor 50 Jahren ist das Bachbett des Eisbachs begradigt worden. Nach seiner Renaturierung mäandert der Eisbach heute wieder in geschwungenen Kurven mit kleinen Inseln durch die breite Bachaue. Die Renaturierungsmaßnahme erstreckt sich auf einen 1,3 km langen Bachabschnitt zwischen der Inselmühle und dem Kühlwasserteich der Südzucker AG. Hier wurde für den Bach Platz geschaffen, damit er sich weiträumig seinen eigenen Weg suchen kann. So entstanden mehrere Bacharme, zwischen denen sich kleine Inseln bildeten, und auch stille Tümpel. Mit großen Steinblöcken und Holzriegeln wurden dabei aber auch schmälere Abschnitte mit schneller fließendem Wasser erhalten, die tief genug für Fische sind. Auf einem schmalen Schotterweg, Holzbrücken und einem asphaltierten Rad- und Fußweg mit Rastbänken am Rand des Gebiets, werden die Besucher durch diese neu entstandene Auenlandschaft geleitet. Die Bewohner des Orts haben die ruhige, erholsame Landschaft schnell als Naherholungsgebiet angenommen. Die Ortsgemeinde setzte damit die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union um, schuf eine Ausgleichsfläche für Baugebiete und verbesserte den Hochwasserschutz am Eisbach.

 

Die Planungen für dieses ansehnliche Projekt begannen 2003. Die Realisation erfolgte dann in den Folgejahren in drei Teilabschnitten; Fertigstellung war Anfang 2013. Die Kosten von rund 600000 Euro trug zu 90% das Land Rheinland-Pfalz.

Bei sonnigem, aber etwas windigem Frühsommerwetter trafen sich am Sonntagnachmittag des 15. Juni die Aktiven des NABU Eisenberg/Leiningerland am Rand eines 150 m langen Abschnitts des Eisbachs und stellten einen kleinen Pavillon und Holzständer mit Postern über die Tiere und Pflanzen auf, die man hier finden könnte. Ausgelegt waren auch zahlreiche Bestimmungsbücher, sowie Kescher, Siebe und Becherlupen zum „Tümpeln“. Um 14 Uhr sollte die Aktion beginnen, doch schon eine halbe Stunde früher kam Jonas mit seinem Vater an den Stand. „Fangt ihr hier Tiere und lasst sie dann wieder frei?“, fragte der naturbegeisterte Jonas, der dieses Jahr in die Schule kommt. Schnell zog er seine Gummistiefel an, schnappte sich ein Sieb und eine Becherlupe und ging zum Bach. Gleich beim ersten „Tümpeln“ entdeckte er in seinem Sieb die winzigen Larven von Eintagsfliegen mit ihren drei „Schwänzchen“ und auf der Seite schwimmende Bachflohkrebse, die er selbst bestimmte. „Ich liebe es, Tiere zu fangen, und sie dann wieder frei zu lassen“, gestand Jonas.

Anika, 10 Jahre alt und natürlich NABU-Mitglied, war auch schon ein „alter Hase“ beim Fangen und Bestimmen der Bachbewohner. Sie war die „Spezialistin“ für kleine Fische und Flusskrebse. Roman entdeckte einen der Amerikanischen Flusskrebse in einer alten Weinflasche, die im Bach lag. Neben den NABU-Aktiven beteiligten sich 15 Erwachsene und 7 Kinder am Auffinden und Bestimmen der Pflanzen und Tiere. Da wurden große Steine im Bach umgedreht, um zu schauen, was sich darunter verbarg, und auch zwischen den Holzbarrieren aus alten Baumstämmen wurde geforscht. Vor allem die Kinder waren mit voller Begeisterung dabei und freuten sich jedes Mal, wenn sie einen „guten Fund“ gemacht hatten, und die kleinen, zappelnden Tierchen nach der Bestimmung der Art wieder zurück in den Bach setzen durften. Die drei Stunden vergingen wie im Flug, und am Ende wehten etliche Papierseiten, auf denen die gefundenen und bestimmten Pflanzen aufgeklebt waren, an einer Leine im Wind. Selbst eine Gruppe von Fahrradfahren, die zufällig vorbei kam, hielt an, und ließ sich von den NABU-Aktiven über das Projekt informieren.

 

Der Gesang der Natur, das Rauschen der Blätter im Wind, das leise Murmeln des Bachs und die Stimmen von Pirol, Zaunkönig und Mönchsgrasmücke lieferten das musikalische Rahmenprogramm. Wo der Bach-Ehrenpreis als Pionierpflanze auf dem frischen Schlammboden wächst und kleine Kinderfüße in Gummistiefeln durch das flache Wasser stampften, war dieser GEO-Erlebnistag nicht nur eine kurzweilige Bestandsaufnahme, sondern auch eine tolle Werbung für die Natur und ihren Schutz.

 

Text: Jörg-Thomas Titz