Esel als Biotoppfleger

Seit Mai 2018 fressen sich Esel durch das Dickicht des Asselheimer Höllenbergs, um abwechslungsreiche Offenlandflächen mit hoher Artenvielfalt zu schaffen.

 

Kontaktadressen:

 

Susanne Bentz

Telefon: 06359 - 860560

info@NABU-Eisenberg-Leiningerland.de

 

Conny und Thomas Lenzen

Telefon: 06359 - 949335

 

Bernd Schmidt

Telefon: 06359 - 1829



Das Projekt: Eckdaten

Projektfläche (schwarz umrandet) zwischen Asselheim und Mertesheim
Projektfläche (schwarz umrandet) zwischen Asselheim und Mertesheim

Ausgangssituation und Ziele

Der NABU Eisenberg-Leiningerland hat das Projekt "Esel als Biotoppfleger" am Südhang zwischen Asselheim und Mertesheim (insbesondere Gemarkung Höllenberg) ins Leben gerufen, um die immer weiter zunehmende Verbuschung des Geländes zurückzudrängen und wieder mehr offene Flächen zur Steigerung der Artenvielfalt zu schaffen. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten finden in den offenen Bereichen der nach Süden ausgerichteten, aufgelassenen Weinberge einen perfekten Lebensraum.

 

Am Höllenberg ist eines der wenigen Vorkommen der Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger) in Rheinland-Pfalz durch die massive Verbuschung akut bedroht. Auch weitere wärmeliebenden Heuschreckenarten, wie Gottesanbeterin, Gemeine Sichelschrecke, Weinhähnchen, Westliche Beißschrecke, sind von hier bekannt und durch zu starke Verbuschung bedroht. Ein Fachgutachten zur Stechimmenfauna (Schmidt-Egger 1993; Tierökologisches Fachgutachten im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht in Rheinland-Pfalz) konnte 159 Wildbienen- und 104 Wespenarten am Höllenberg nachweisen. Das Artenspektrum weist zahlreiche hochgradig gefährdete Stechimmenarten aus, sieben Arten wurden erstmalig für Rheinland-Pfalz beschrieben. Das Gelände am Höllenberg wurde als überdurchschnittlich artenreich, mit einem ungewöhnlich hohen Anteil wertgebender Arten und von landesweiter Bedeutung eingestuft.

 

Die Südausrichtung des Höllenbergs mit seiner Steillage ist aktueller Lebensraum zum Beispiel von Neuntöter, Zaunammer und Schwarzkehlchen. Diese Vorkommen sind an halboffene Lebensräume gebunden und kommen aktuell daher nicht jedes Jahr oder in jeweils nur wenigen Paaren vor. Es ist zu erwarten, dass die Bestände nach Zurückdrängen der vorherrschenden Verbuschung und Entwicklung einer mosaikartigen, kleinräumigen Struktur zunehmen; für andere Arten, wie Steinkauz, Wiedehopf, Uhu, Heidelerche oder Steinschmätzer, die in wenigen Kilometer Entfernung brütend vorkommen oder im Sommer umherfliegend beobachtet wurden, könnten neue geeignete Brutlebensräume geschaffen werden.

 

Die Mauern und Naturfelsbereiche sind Domizil für ein bemerkenswertes Vorkommen von Mauereidechsen. Die Freilegung der stark verbuschten Mauerbereiche wird zu einer Ausbreitung der Population beitragen.

 

Auch fünf Orchideenarten kommen bereits heute in der Maßnahmenfläche vor, aber meist nur punktuell und in Einzelexemplaren. Weitere neun Arten kommen außerdem auf wenige Kilometer entfernten Halbtrockenrasen-Flächen vor. Die Entwicklung von Teilen der Maßnahmenfläche zu artenreichem Magergrünland mit vielfältigen, mosaikartigen und kleinräumigen Strukturen würde weiteren Lebensraum für diese teils vom Aussterben bedrohten Orchideen schaffen.

 

Die Maßnahmenziele sind das Schaffen einer halboffenen Weidelandschaft, indem:

 

die derzeit vorherrschende starke Verbuschung zurückgedrängt und

 

Habitate für wärmeliebende, an Magerrasen (Magerweiden) angepasste Pflanzen und Tiere geschaffen,

 

mosaikartige, kleinräumige Strukturen entwickelt und

 

vorhandene Weinbergmauern, Naturfelsen und Geröllhalden sowie punktuell vorhandene sandige Stellen freigestellt und erhalten werden.

 

 

Verbuschter Höllenberg (2018)
Verbuschter Höllenberg (2018)

Umsetzung

Die oben genannten Ziele sollen insbesondere durch eine dynamische, ganzjährige Beweidung mit Eseln auf insgesamt ca. 17 ha Maßnahmenfläche erreicht werden. Davon sind voraussichtlich ca. 10 % wegen zu steiler Lage nicht für die Beweidung geeignet und werden daher stark verbuscht bleiben.

 

In einem ersten Schritt werden ab 2019 zentrale Bereiche der Maßnahmenfläche mit vier Eseln beweidet. Die Beweidungsintensität wird sukzessive den Notwendigkeiten angepasst.

 

Ergänzend zur Beweidung erfolgen manuelle Maßnahmen, die sich im Zuge der Beweidung als notwendig erweisen, z.B. Freischneiden der Vegetation, um Elektrozäune stellen zu können, Entfernen von nicht standorttypischen Bäumen und Büschen, die von Eseln gemieden werden.

 

Zur Beurteilung der Wirksamkeit der Beweidung im Hinblick auf das Artenspektrum ist eine begleitende Erfassung von Avifauna (Vogelarten) und Hymenopterenfauna (Bienen- und Wespenarten) geplant. Nebenbei soll die Entwicklung von Flora und Reptilienpopulationen sowie von Schmetterlingen beobachtet werden (Monitoring). Ein Gutachten über den Bestand von Wildbienen und Wespen wurde bereits in Auftrag gegeben.

 

Mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde Bad Dürkheim wurde von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz ein Betrag von knapp EUR 300.000  über einen Zeitraum von 15 Jahren für dieses Projekt bewilligt.

 

Die Gelder werden hauptsächlich für die Betreuung der Esel (Lohnkosten, Beweidungsmaterial) sowie deren gesundheitliche Versorgung (Tierarzt, Hufschmied usw.) benötigt. Im detailliert erstellten Ausgabenplan sind ebenfalls die Kosten für das Monitoring und zusätzliche Entbuschungsmaßnahmen beinhaltet.

 

Geplant ist, gegen Ende des Projektzeitraums einen Folgeantrag zu stellen.